Protokoll einer exemplarischen Mathestunde (Di 1. & 2. Std.)
Anwesende:
Vorsitzender Horst Mielke
ca. 15 enthusiastische Schüler (genaue Angaben aufgrund Kurszusammenlegungen
bzw. Abwanderungen nicht mehr nachvollziehbar)
Nachdem der Vorsitzende, wie immer pünktlich und ausgeschlafen,
erschienen ist (vielleicht mit seinem giftgrünen Bosspulli linksherum,
weil das kommt davon, wenn man sich im Dunkeln anziehen muß), betritt
nach ungefähr zehn Minuten unter Showeinlagen auch der letzte Schüler
den Raum.
Kommen wir nun zum ersten Punkt der Tagesordnung: Vergleich der Hausaufgaben.
Der Vorsitzende zeichnet mit Hilfe eines Geodreiecks eine geometrische
Figur an die Tafel, wobei er für das Ablösen des Dreiecks von
der Tafel (aufgrund eines entstandenen Vakuums) ebensoviel Zeit benötigt,
wie für das Anfertigen der Zeichnung. Daraufhin werden die Schüler
nach einer eventuell vorhandenen Lösung gefragt. Dabei muß allerdings
aufgrund Überforderung der meisten Schüler in sehr kleinen Schritten
vorangegangen werden, so daß der Vorsitzende ihnen in seiner Verzweiflung
nahelegt, doch TUNLICHST auch mal wieder etwas zu wiederholen.
Im laufe der Stunde wird die Tafel in voller Breite ausgenutzt und
vollgeschrieben. Dabei werden die Schüler darauf hingewiesen, die
Stifte doch beiseite zu legen, da am Ende der Stunde noch ausreichend Zeit
zum Abschreiben gelassen werden würde. Dieser Aufforderung wird (aufgrund
besseren Wissens) meist nicht Folge geleistet, so auch in dieser Stunde.
Oftmals stellt sich dies auch als Eigentor heraus, da sich mehr oder weniger
oft (mehr mehr als weniger) der eine oder andere Fehler einschleicht, welcher
traditionellerweise immer erst am Ende der Stunde entlarvt wird, nachdem
alles schon von den gutgläubigen Schülern abgeschrieben wurde
(dadurch läßt sich auch der in unserem Kurs überdurchschnittliche
Verbrauch an Heften erklären).
Ein interessanter und erwähnenswerter Spezialfall, der keinesfalls
fehlen darf, ist die Rückgabe der Klausuren, welche im Laufe von vielen
Stunden immer wieder hoch und heilig versprochen wird, sich aber immer
wieder hinauszögert, da der Pädagoge seine eigenen Kinder nicht
unter Kontrolle zu haben scheint (zumindest waren sie zu 90% die Ursache
der Verzögerungen). Die aus diesem Grunde versprochenen Negerküsse
mußten wir dann letztendlich auch selbst organisieren.
Trotzdem haben wir drei nette Jahre miteinander verbracht und hoffen,
daß unser Vorsitzender nicht immer von seiner Frau geschlagen wird,
wenn er, orthopädisch gesehen, nicht richtig auf dem Stuhl sitzt,
denn das hat er nun wirklich nicht verdient.
Mielke: 'Boris Becker würde jetzt sagen: ‘Ich stelle mich erstmal mental auf das Problem ein.’'
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